Filmszene Hamburg – unterbelichtet?

am Donnerstag, dem 14. September 2017, um 19.30 Uhr

Internationale Kulturfabrik Kampnagel, Jarrestraße 20 22303 Hamburg

 

Hamburg hat nicht nur Filmgeschichte geschrieben („Die kritische Masse“), sondern hier lebt und arbeitet die Elite des deutschen Films. Wir finden, dass dem großen Potential, das Hamburg im Bereich des Mediums Film zu bieten hat, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Elbphilharmonie, Oper, Theater und Kunsthalle stehen im Focus – die Filmszene jedoch muss nach vorn gerückt werden! Wir wollen keinen verklärenden Rückblick halten, sondern eine Diskussion über die Entwicklungen und Veränderungen, etwa bei der Filmförderung, der Ausbildung und insgesamt in der Kinolandschaft anregen. Und dabei wird vielleicht auch die Frage beantwortet, wie der „Perle“ mehr Glanz verliehen werden kann.

 

Es diskutierten:

Hark Bohm, Autor, Regisseur, Produzent, Schauspieler, Prof. em.

Matthias Elwardt, Geschäftsführer und Programmchef Abaton Kino

Gaby Scheld, Inhaberin und Agentin der Agentur la gente

Andrea Schütte, Produzentin, geschäftsführende Gesellschafterin Tamtam Film

Moderation: Michael Töteberg, Filmwissenschaftler, Publizist

 

Alle Podiumsgäste waren sich einig: das Fragezeichen hinter dem Titel der Kulturforums-Veranstaltung am 14.September auf Kampnagel kann man streichen. Jawohl, die Hamburger Filmszene ist im öffentlichen Interesse unterbelichtet, aber auch die Kreativen selbst „machen den Rücken nicht stark genug, sie sind zu bescheiden“, meint Gaby Scheid. „Es braucht eine Revolution.“ Ebenso wie Andrea Schütte und Moderator Michael Töteberg beklagt auch Raoul Reinart (der anstelle des kurzfristig verhinderten Hark Bohm an der Diskussion teilnahm), dass der NDR Kino-Produktionen nicht ausreichend fördere. Reinart ist übrigens Mitbegründer einer Initiative von 18 unabhängigen Hamburger Produktionsfirmen und Filmschaffenden, die sich unter dem Titel „Hamburg lebt Kino!“ für die nachhaltige Unterstützung kleiner und mittelständischer Unternehmen und Filmemacher engagiert.

Matthias Elwardt präsentierte eindrucksvolle Zahlen. Hamburg ist der erfolgreichste Kino-Standort in Deutschland, was die Auszeichnungen betrifft. Zu Spielen des HSV gehen jährlich 800 000, ins Kino hingegen 4 Millionen Menschen im Jahr. Die Zahl der Kinos ist seit Jahren konstant, aber die Film-Produktionen haben sich verdoppelt. Und das Interesse der Medien, insbesondere der Tageszeitungen, hat nachgelassen. „Wilde Kreativität hat kaum Plätze, um sich zu entfalten“, sagte Andrea Schütte. „Die Filmschaffenden müssen einander und sich selbst aber auch vertrauen, müssen Impulse setzen, Aufbruchsstimmung erzeugen.“  Einigkeit herrschte auf dem Podium auch darin, dass man gezielter um private Unterstützer in der wohlhabenden Kaufmannsstadt Hamburg werben solle; erstrebenswert auch ein zentraler Treffpunkt, ein Haus für den Film, in dem die Filmschaffenden und Produktionsfirmen sich unter guten Arbeitsbedingungen austauschen und tätig werden können. Fazit aus Sicht des Kulturforums: die Anregungen dieses Diskussionsabends aufgreifen und weitertragen!

Fotos: Günther von der Kammer