„Das Zentrum für Hamburger Kunst – das Projekt“

Ein Abend mit Maike Bruhns

am Mittwoch, 22. März 2023, 18 Uhr

in der Galerie Renate Kammer, Münzplatz 11, 20097 Hamburg 

Foto: Renate Kammer

 

Ein ehemaliges Gotteshaus wird zum Kunstzentrum! Die entwidmete Nikodemuskirche in Ohlsdorf, Mittelpunkt eines denkmalgeschützten Ensembles, erfährt eine würdige Nachnutzung: Sie soll zu einem „Zentrum für Hamburger Kunst“ umgestaltet werden. Maßgeblich mit dem Projekt beschäftigt ist die Kunsthistorikerin Dr. Maike Bruhns, die der neuen Stätte ihre umfangreiche Sammlung mit Werken von 350 Künstlern zur Verfügung stellt.

Erst im Herbst soll die Eröffnung sein. Aber Maike Bruhns will uns, dem Kulturforum Hamburg, schon jetzt im Vorgriff ihr Konzept erläutern und mit einer Auswahl von Bildern illustrieren. Dazu laden wir unsere Mitglieder exklusiv ein. 

Die ausgewählte Runde des Kulturforums, die in der Galerie Renate Kammer versammelt war, zeigte sich nach der Präsentation und den Erläuterungen von Dr. Maike Bruhns tief beeindruckt. Die vielfältige Sammlung beinhaltet von den Nationalsozialisten ausgegrenzte Künstler und Künstlerinnen und beläuft sich auf 2500 Werke von 30 Künstlern. Und sie soll weiterwachsen, vor allem auch durch Bilder mit Hamburg-Bezug. Nur Blumenbilder sammle sie nicht, verrät die Kunsthistorikerin.

2013 wurde ihre Sammlung im Kunsthaus ausgestellt. Seit 2015 suchte Bruhns gemeinsam mit ihren Söhnen nach einem geeigneten Ort für eine feste Ausstellung.

Zunächst sollte sie im Jenischpark in einem gewächshausartigen Objekt unterkommen. Doch das Denkmalschutzamt machte dem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung, anstelle eines Raumes für Kunst soll dort nun eine Streuobstwiese entstehen. Mit der Nikodemuskirche in Ohlsdorf wurde jedoch ein eindrucksvoller Ort gefunden. Gemeinsam mit Claus Mewes wurde ein Konzept entwickelt, das neben den Ausstellungsräumen, die aktuell renoviert werden, auch ein Kunst- und Forschungszentrum beherbergen wird.

Die Sammlerin zeigt eindrucksstarke Werke in einer Diashow. Es sind Kostproben ihres „Kunst - Juwels“, das künftig für das Publikum erlebbar sein wird. Ein Bild von Anita Rée zeigt eine Opiumraucherin um 1926 und eine ungewohnte Seite der deutschen Malerin, die keine Partygängerin war, wie Bruhns betont. Anita Rée, in Hamburg geboren, erlebte ihren Durchbruch während der Weimarer Zeit. Als Jüdin wurde sie jedoch früh gehetzt und beging später Suizid. Bruhns besitzt über 50 Werke der avantgardistischen Malerin, über die sie auch promovierte.

Ein Gemälde des zur ‚verschollenen Generation‘ zählenden Herbert Spangenberg verdeutlicht, wie sich die Nazi Zeit angefühlt haben muss: Winterlich ausgestorben, erzählt die Szene von den Grausamkeiten der Zeit.

„Eine der großen Malerinnen dieser Zeit war Elfriede Lohse-Wächtler“, erzählt Bruhns und deutet auf das nächste Bild. Die nächtliche Szene spielt auf St. Pauli. Ein anderes Gemälde heißt „Angst“, ein weiteres „Einsamkeit.“ Die Bilder, von denen viele als „entartet“ galten, bewegen sich auf einer zutiefst emotionalen Ebene und verweigern niemandem den Zugang, wenn er sich ihm aussetzt.

 

Wie sie zu ihren Bildern komme, fragt Galeristin Renate Kammer. „Ich suche gezielt bestimmte Bilder. Manchmal finde ich sie, manchmal nicht. Und ich bekomme Bilder aus Nachlässen oder von den Künstlern selbst.“ Der Verleih ihrer Sammlung auch an Museen, ist ihr wichtig. „Wir wollen diese Kunst bekannter machen.“ Inwiefern die Stadt Hamburg sich beteiligt, dieser außergewöhnlichen Sammlung ein öffentlich zugängliches Zuhause zu geben, fragt das Publikum. Bruhns winkt ab. Die Stadt habe ihr bisher nur Enttäuschungen überreicht. Sie hat sich nun entschlossen, es auf ihre eigene Art zu machen, mithilfe von Sponsoren. Die Fertigstellung der Ausstellungsräume ist für September 2023 geplant. „Doch wahrscheinlicher wird es im Frühjahr nächsten Jahres.“ (Franziska Herrmann)