Gespräch über das Hafenmuseum

13. Dezember 2023, 19 Uhr

in der Kulturfabrik Kampnagel

 

Im Gespräch: Prof. Dr. Klaus Bernhard Staubermann, Direktor des Deutschen Hafenmuseums mit 

Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Landesarchäologe und Direktor des Archäologischen Museums, stellv. Vorsitzender des Kulturforums

 

Zum Jahresausklang möchten wir Ihre Aufmerksamkeit auf das Deutsche Hafenmuseum lenken, das sich in Zukunft als „Zwei-Standorte-Museum“ präsentieren wird. Der Neubau soll im Stadtteil Grasbrook entstehen, zweiter und derzeitiger Platz ist das Gelände rund um den Schuppen 50A mit seinem Glanzstück, der Viermastbark „Peking“. Aber wie hat man sich die konkrete Entwicklung vorzustellen? Und weiter: Was treibt Museen derzeit um? Es geht nicht nur um Rückschau und Bewahrung historisch wertvoller Dinge und Erkenntnisse, sondern um aktuelle Themen, die wir auch aus der Politik und dem gesellschaftlichen Diskurs kennen: Digitalisierung und Globalisierung, Nachhaltigkeit, Postkolonialismus – und die Frage, wie Museen mit politischen Konflikten umgehen. Das meint jedenfalls Prof. Dr. Klaus Bernhard Staubermann, Wissenschafts- und Technikforscher und seit einem guten Jahr Gründungsdirektor des Deutschen Hafenmuseums. Ihn haben wir zu Gast.

  

Fotos Christian P. Schlichte:  Prof. Dr. Klaus Bernhard Staubermann im Gespräch mit Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss / Begrüßung durch Cornelie Sonntag-Wolgast / Publikum auf Kampnagel

 

Ein Abend, reich an Informationen und Anregungen! Zur letzten Veranstaltung des Kulturforums im Jahr 2023 hatten sich Gäste auf Kampnagel eingefunden, die am Wohl und Wehe der Hamburger Museen besonders interessiert sind. Ihre Erwartungen wurden nicht enttäuscht! Die beiden Museumschefs – Rainer-Maria Weiss als mittlerweile Hamburgs "dienstältester" und Klaus Bernhard Staubermann als „dienstjüngster“ Direktor – boten einen ebenso informativen wie kurzweiligen Dialog.

Den ersten Teil nutzte Weiss zur persönlichen Vorstellung seines Gegenübers. 1967 in Münster  geboren, hat Staubermann früh Interesse an der Seefahrt entwickelt – angeregt durch Literatur zum Thema und seine Begeisterung für die „Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“. Er studierte jedoch Astrophysik (eine Wissenschaft, die ihn bis heute beflügelt), später wandte er sich zunehmend der Museumsarbeit zu, sammelte Erfahrungen im In- und Ausland, war in Utrecht, Berlin, Cambridge und allein elf Jahre in Edinburgh tätig. Gründungsdirektor fürs Deutsche Hafenmuseum in Hamburg ist er seit gut einem Jahr.

 

Wieviel Staubermann steckt im jetzigen Konzept des Hafenmuseums?, wollte Weiss wissen. Und weiter: Sind die Zahlen noch aktuell? Was lässt sich zur detaillierten Raumplanung sagen, wie reagiert man auf die starken Preissteigerungen; stellt das Glanzstück „Peking“ alles Andere in den Schatten? Reaktion Staubermanns: Das natürlich nicht, aber „so ein Schiff, das ist schon eine große Herausforderung“. Man stehe unter Zeitdruck, erzählte er weiter. Man arbeite mit mehreren Szenarien. Zugleich ließ der Gründungsdirektor sein Publikum spüren, wie sehr ihn seine Aufgabe bewegt, ja begeistert. „Museen sind emotionale Orte. Abstraktes Wissen zu vermitteln, ist nicht einfach. Wenn man aber emotional herangeht, ist das leicht.“ Hafen – so sein Credo – ist globaler Handel. Also sind deutsche Häfen im globalen Kontext zu sehen. Hinzu kommen Themen wie Nachhaltigkeit und Postkolonialismus. Kolonialismus und seine Folgen, Ökologie und Technik werden sich durch alle Ausstellungsbereiche ziehen. Und beim Thema internationaler Handel wird nicht nur die Perspektive Hamburger Kaufleute und Reeder behandelt – es werden auch diejenigen zu Worte kommen, die ausgebeutet wurden.

 

Lebhaftes Echo aus dem Saal. Bei den Fragen und Kurzkommentaren ging es um Betriebskosten und Mitarbeitende im Museum, um Vor- und Nachteile der beiden Standorte – also den Schuppen 50 A und den Neubau im Stadtteil Grasbrook, nochmals um die Rolle der Viermastbark „Peking“. Ex-Staatsrat Gert Hinnerk Behlmer sieht sie als „Nofretete“ aller Ausstellungsobjekte. Am Ende waren sich die Gäste einig: Die Veranstaltung des Kulturforums hat die Neugier auf das Deutsche Hafenmuseum und seine zukünftige Bedeutung gesteigert. (Cornelie Sonntag-Wolgast)