Kuratoren-Führung durch die Max-Halberstadt-Ausstellung am 8. November 2021
im Museum für Hamburgische Geschichte
Auf Initiative unserer Vorsitzenden, Cornelie Sonntag -Wolgast, gab es eine Kuratoren-Führung durch die Max-Halberstadt-Ausstellung am 9.12.2021, 15 Uhr im Museum für Hamburgische Geschichte. Die Ausstellung widmete sich dem vergessenen jüdischen Fotografen (1882-1940), der in den 20er Jahren in Hamburg ein sehr populärer Porträt- und Landschaftsfotograf war - " eine künstlerisch begabte Persönlichkeit" . Heute ist über Halberstadt selbst in Fachkreisen der Hansestadt wenig bekannt. Er verdankte seine Bekanntheit nicht zuletzt den ikonographischen Aufnahmen seines späteren Schwiegervaters Sigmund Freud ( im Halbprofil, streng-forschender Blick, Anzug mit Weste, Zigarre in der Hand). Die kennt jeder, da er weltberühmt wurde. Aber wie bei vielen seiner Fotos fehlt die Ausweisung der Autorenschaft Halberstadts. Er hat auch viele Impressionen des jüdischen Lebens und des Alltags in Hamburg festgehalten. Er floh 1938 vor der Verfolgung durch das NS-Regime und starb 1940 im südafrikanischen Exil. Seine heute 96-jährige Tochter hatte sich aus Südafrika an Dr. Weinke gewandt, da er schon ähnliche Projekte realisiert hat. Er stellte intensive, auch internationale Recherchen an. Das Ergebnis war beeindruckend.
Die Ausstellung war gut inszeniert, thematisch in Blöcken arrangiert und auf ungewöhnliche Weise präsentiert - z.B. Fotos auf durchsichtigen Plexiglasscheiben mitten im Raum . Völlig anders als viele andere Ausstellungen mit langweiligen Aneinanderreihungen von Fotos an der Wand. Es gab eine spannende und kenntnisreiche Führung durch den Kurator Dr. Wilfried Weinke für die Mitglieder des Kulturforums. Ohne diese Vermittlung wären einem sicher manche Details verborgen geblieben. Die Veranstaltung war gut besucht und die Mitglieder sehr angetan. (Malu Tolle)
Jahresmitgliederversammlung des Kulturforums am 8. November 2021
im Künstlerhaus Sootbörn
Dicht behängt sind die Wände des hell beleuchteten Ausstellungsraums im Künstlerhaus Sootbörn an diesem Novemberabend in Niendorf. Malereien, Zeichnungen und Skulpturen - von weniger bekannten, aber auch vertrauten Namen. An der hinteren Wand zwei stilistisch moderne Fotografien, die den Hamburger Hafen zeigen. Leicht verweht und analog festgehalten von der Fotografin Gisela Floto. Daneben, in schwarzen Farbtönen, die teilweise aufgerissenen Leinwände des 2010 verstorbenen Malers Klaus Kröger. Auf einem Sockel im Eingangsbereich liegt ein in zwei Hälften geteilter, massiver Stahlring. Die gewagte Konstruktion wirkt lose und stabil zugleich.
Morgen wird die Ausstellung abgebaut und zur Kunsthalle transportiert. Dort werden die Werke am 13.11.2021 in einer Benefizauktion versteigert. Über 200 Werke wurden gespendet. Der Erlös fließt in den Bau eines neuen Archivgebäudes. Einige der Arbeiten, wie der Stahlring des Hamburger Künstlers Jan Meyer-Rogge, sind Geschenke, viele kommen aus den verwalteten Nachlässen.
”Nach dem Tod eines Künstlers ist oft nicht geklärt, was nun mit der teils verstreut hinterlassenen Sammlung geschieht. Die Verwandten sind ratlos, es fehlt an Raum und Wissen für eine fachgerechte Lagerung. Auch finanzielle Möglichkeiten sind für den Verlust vieler Künstlernachlässe verantwortlich – dann kann das Forum für Künstlernachlässe helfen”, erklärt Stifter Thomas Sello. Mit einem kleinen Expertenteam wird das hinterbliebene Werk geprüft und darüber entschieden, ob man es aufnehmen kann. Die rund zwanzig Mitglieder der Veranstaltung des Kulturforums hören interessiert zu. “Und wie wird entschieden, wessen Nachlass verwaltet wird? - fragt Prof. Rainer- Maria Weiss. Thomas Sello: “Man schaut zum Beispiel nach der Künstlerausbildung, gewonnenen Wettbewerben und Preisen. Doch besonders wichtig ist uns auch, dass ein Nachlass noch so erhalten ist, dass die künstlerische Position repräsentativ wiedergegeben wird“.
Seit 2003 setzt sich der Verein für den Erhalt, die Dokumentation und die Ausstellung von Künstlernachlässen ein. Es geht auch darum, Leben und Werk eines Künstlers angemessen zu repräsentieren. Rund 80 Nachlässe mit über 15.00 Werken werden betreut. Doch das Forum ist mehr als nur das, “Künstlernachlässe sind auch ein schützenswertes Kulturgut”, so Dr. Gora Jain, Vorsitzende des Vereins. Doch nun sind die Archivierungs-Möglichkeiten im Künstlerhaus Sootbörn ausgeschöpft. Es braucht mehr Platz! Der moderne Neubau soll am liebsten bis 2023 stehen. “Wir können jederzeit loslegen”, so Thomas Sello. “Also kommen Sie gerne zur Veranstaltung am Samstag und bieten Sie mit.“
Wer keine Zeit hat, live mit dabei zu sein, und doch interessiert ist, kann hier virtuell durch die Ausstellung gehen: Man schaue sich den „Rundgang“ von Christian Peter Schlichte an! (Franziska Herrmann)
Thomas Sello bei seinem Vortrag vor Mitgliedern des Kulturforums, Foto: Gert Hinnerk Behlmer
Urban Art – Impulsgeber für die Stadtentwicklung?
Podiumsdiskussion im Archäologischen Museum Hamburg
am Donnerstag, 7. Oktober 2021 um 19 Uhr
Museumsplatz 2, 21073 Hamburg
Es diskutieren unter anderem:
Jana Fux, Künstlerin
Nase, Stadtteilaktivist
Moderation: Johannes Robert
Was für den Einen ein Ärgernis darstellt, ist für Andere Kunst. „Street Art“ oder „Urban Art“ hat viele Gesichter. Der Meinungsbogen spannt sich von Bereicherung bis Schmiererei. Dabei ist Street Art längst keine Nischenkunst mehr, sondern hat namhafte nationale und internationale Künstler hervorgebracht. Kleine und große Kunstwerke an Gebäuden und Orten zieren in bunter Vielfalt den Öffentlichen Raum in Hamburg. Vor allem die großformatigen Wandbilder sorgen für viel Gesprächsstoff. Sie tauchen meist da auf, wo Hamburg „in“ ist. Oder werden diese Orte erst „hip“, weil die Künstler sie zuvor entdeckt haben?
Eine besonders kreative Szene hat sich im Süden Hamburgs entwickelt. An vielen Harburger Fassaden finden sich sogenannte „Murals“ – großformatige Wandgemälde. Entstanden ist diese einzigartige Freiraumgalerie durch das Projekt „Walls Can Dance“, organisiert vom Hamburger Urban Art Institute. Ein Ziel des Projekts ist es, zwischen der Harburger Innenstadt und dem Binnenhafen, die durch eine breite Verkehrs-Trasse getrennt sind, eine Verbindung zu schaffen.
Wir wollen im Kulturforum das Thema neu beleuchten, die Kunstform begrifflich einordnen und regionale Besonderheiten und Hintergründe aufzeigen. Wir laden ein:
Direkt vor der Podiumsdiskussion bietet Jana Fux eine Führung zu den spannendsten Kunstwerken in der Harburger Innenstadt an! Um 17:30 Uhr, Treffpunkt vor dem Museum.
Sie sind herzlich eingeladen!
Der Eintritt ist frei.
Es gelten die aktuell gültigen Corona-Regularien.
Es ist ein Artikel im Hamburger Abendblatt zur Street Art-Veranstaltung erschienen
Stadtspaziergang mit Jana Fux / Eröffnung der Podiumsrunde durch Rainer-Maria Weiss / Jana Fux / Nase, Stadtteilaktivist
Fotos: Martina Schwalm, ©Archäologisches Museum Hamburg
LiteraturLeben in Hamburg heute
am Montag, 6. September 2021 um 19:30 Uhr
in der Zentralbibliothek am Hühnerposten
Zwischen der Langen Nacht der Literatur und dem Harbour Front Literatur Festival Anfang September 2021 besprachen unter der Moderation von Jens Büchsenmann
Nefeli Kavouras, Verlagsassistentin und Kulturwissenschaftlerin
Stephanie Krawehl, Buchhändlerin und Bloggerin
Daniel Mellem, Autor und Physiker
Annette Pauw, Literaturmanagerin
Frauke Untiedt, Direktorin Bücherhallen Hamburg
den gegenwärtigen Zustand des LiteraturLebens in Hamburgs nach Monaten des Pandemie-bedingten Stillstands und der Isolation. Dreimal (!) verschoben, war dies seit Monaten die erste Veranstaltung des Kulturforums Hamburg, die wieder Live mit Publikum in der Zentralbibliothek am Hühnerposten stattfinden konnte. Nach einem strengen Hygienekonzept, mit Maske und auf Abstand konnten (leider nur) 40 Gäste teilnehmen, die dafür auf sehr bequemen Sesseln in einer schönen Lichtatmosphäre Platz nehmen konnten.
Foto: Hella Schwemer-Martienßen
Deutlich wurde, dass die literarische Szene in Hamburg reicher ist als auf dem Podium abgebildet werden konnte: Übersetzer, Illustratoren, Genres, Festivals, Literaturclubs und andere literarische Netzwerke, Literaturpreise und -stipendien … gehören dazu. Das Podium war sich einig, dass die Krisis in der Regel gut genutzt werden konnte und viel Neues und wohl auch zukunftsfähige Perspektiven entwickelt wurden: Neue kreative digitale und vor allem hybride Veranstaltungs- und Vertriebsformate und veränderte Kommunikationsstrategien mit Publikum und Konsumenten werden nach Einschätzung der Diskutanten erhalten bleiben, auch wenn alle konzedierten, dass Literatur von der lebendigen Begegnung lebt und Wirkung entfacht, wenn man die Akteure zu ihrer Praxis direkt befragen kann. Das war an diesem Abend aus den bekannten Gründen nur bedingt möglich, bleibt aber selbstverständlich Programm.
Als positiv hervorgehoben wurde, dass es zwar bisweilen schleppende Hilfen des Staates gab, aber immerhin die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Szene keinesfalls aus dem Blick geraten sind, gerade in Hamburg nicht. Angeregt wurde, das Thema im nächsten Jahr unbedingt wieder aufzunehmen, um weitere Aspekte zu beleuchten. Das LiteraturLeben in Hamburg ist bunt, vielfältig und speziell gleichermaßen, es verdient daher allemal noch mehr Resonanz und Interesse, darüber waren sich am Ende Publikum und Podium einig.
Online-Diskussion:
„Überfällig oder überflüssig? - Zum Streit um Straßennamen und Denkmäler“
am Mittwoch, 9. Juni 2021 um 19 Uhr
Derzeit erleben wir in vielen Regionen und Städten eine streckenweise hitzige Auseinandersetzung um Denkmäler und Straßennamen. Zweifellos haben manche der einstmals geehrten, ja verherrlichten Personen und Ereignisse in unserem Stadtbild nichts mehr zu suchen. Diktatoren und üble Menschenverächter etwa. Über andere historisch problematische Repräsentanten, die weiterhin in unseren Parks als Statuen und auf Straßenschildern präsent sind, darf gestritten werden. Soll man sie vom Sockel stürzen, verschwinden lassen? Oder lieber durch Texte und Tafeln verdeutlichen, welche Rolle sie in unserer Vergangenheit – beispielsweise der kolonialen Epoche – gespielt haben? Über die Debatten in Berlin hat der Historiker Peter Brandt eine kritisch-mahnende Abhandlung geschrieben. „Entsorgung von Geschichte im Stadtbild“ nennt er sie. In Hamburg wird um unser spektakulär hochragendes Bismarck-Denkmal, um Titulierungen im beliebten „Generalsviertel“ oder um die Sedanstraße und den Dominkweg in Jenfeld gerungen.
Ein Disput mit:
Prof. Dr. Peter Brandt, Historiker und politischer Publizist
Dr. Johanna Meyer-Lenz, Historikerin, Mitglied der Initiative „Umbenennung Sedanstraße“
Aufzeichnung vom 9. Juni 2021 um 19 Uhr auf unserem Youtube-Kanal
Den direkten Link finden Sie hier.
„Impulse und Ideen für die City - Vorschläge zur Belebung der Innenstadt“
Thesen zum Auftakt: Iris Neitmann
(Freie Architektin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung StadtLandKunst)
Digitale Podiumsdiskussion aus dem Ernst Deutsch Theater
Mittwoch, 21. April 2021 um 18.30 Uhr auf unserem Youtube-Kanal
Es diskutierten:
Pastor Frank Engelbrecht (Hauptkirche St.Katharinen und Mitbegründer der Initiative „Altstadt für alle“)
Melanie-Gitte Lansmann (Geschäftsführerin Citymanagement Harburg)
Moderation: Daniel Kaiser (Kulturredakteur NDR)
Die Anziehungskraft der „schönsten Stadt der Welt“ hat in den vergangenen Jahren noch zugenommen – aber seien wir ehrlich: im inneren Kern, im Zentrum, ist wenig los. Vor allem, aber nicht nur in den Abendstunden! Kaufhäuser mussten schließen, traditionsreiche Läden aufgeben, das Angebot interessanter Restaurants und Cafés ist überschaubar. Die Verödung der Innenstädte begann schon vor Corona; der Lockdown hat diesen Trend verstärkt. Uns geht es nicht allein um das Kaufangebot.
Wir fragen: Wie kann die Stadt geselliger, vielfältiger, kulturell anregender werden? Und wir erwarten überraschende, vielleicht auch provozierende Antworten!
Aufzeichnung vom 21. April 2021 um 18.30 Uhr auf unserem Youtube-Kanal
Den direkten Link finden Sie hier.
Fotos Christian P. Schlichte: Podiumsgäste / Moderator Daniel Kaiser im Gespräch mit Iris Neitmann / Pastor Frank Engelbrecht / Melanie-Gitte Lansmann
Vom Wasser aus - das wär‘s!
Stellen Sie sich das mal vor: Hamburgs einstige Shopping Meile, die Mönckebergstraße: wie eine Allee, voller Bäume. Ringsherum wachsen Blumen und Pflanzen. Kinder spielen auf der Straße. Es gibt mehr Plätze als Verkehrsknotenpunkte, nur wenige Autos fahren herum. Die Kaufhäuser sind umfunktioniert in Nutzungsflächen für Künstler, die dort in Ateliers arbeiten, gleich nebenan wird generationsübergreifend gewohnt.
Es ist eine Zukunft für Städte, die sich viele wünschen und die nun frisch angedacht und angepackt werden soll. Die Corona-Pandemie hat die Verödung der Städte beschleunigt und bietet mit den geschlossenen Kaufhäusern und den freistehenden Ladenflächen genug Spielraum, um neu zu denken, zu träumen, zu planen. Die Livestream – Veranstaltung “Impulse und Ideen für die City” des Kulturforums Hamburg am Mittwochabend beschäftigte sich mit der Vision eines neuen Stadtkerns.
An Ideen mangelt es nicht!
Auf der Bühne im Corona-bedingt leeren Ernst Deutsch Theater, diskutierten enthusiastisch Frank Engelbrecht (Pastor von St. Katharinen und Mitbegründer der Initiative „Altstadt für Alle“), Iris Neitmann (freie Architektin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung „StadtLandKunst“) und Melanie-Gitte Lansmann (Citymanagerin Harburg). Nach einem Einstieg von Cornelie Sonntag – Wolgast moderierte Daniel Kaiser (NDR 90,3) die Diskussionsrunde.
Iris Neitmann führte mit einer ausführlichen Powerpoint- Präsentation ins Thema ein. Ihre Thesen untermauern, wie wichtig es ist, “verfestigte Strukturen aufzubrechen, um Innovation hervorzubringen”. “Wir brauchen in der Innenstadt keine neuen Läden, sondern soziale Interaktionen, Kultur und Sportangebote”, zitiert sie den Volkswirt Völpl und schlägt vor, sich im Verdrängen der Autos aus den Innenstädten von Wien oder Valencia inspirieren zu lassen.
Doch vor allem dringt sie auf den Bau von weitaus mehr Wohnungen in der Innenstadt! “Man hält es für Satire, wie viele Menschen zuständig sind, wenn es um Veränderungen im Stadtbild geht “ seufzt sie und bestärkt die Kraft von Bürgerinitiativen am Beispiel der High Line Brücke von New York.
Engelbrecht schlug vor, man könne die geisterhaft leer gefegten Kaufhäuser doch für künstlerische Performances nutzen, oder als Kurzzeit-Labore an Künstler übergeben. Ihm schwebt auch ein Markt über mehrere Etagen vor, ganz im Stil des Jerusalemer Marktes.
In Harburg sei schon manches dieser Art geschehen, erzählte Melanie Gitte-Lansmann. So habe es einige Pop- Up Läden im Quartierszentrum gegeben, die dann handwerklich oder darstellerisch von Kunstschaffenden genutzt worden seien. Die Bewohner des Quartiers hätten sich über die Lebendigkeit gefreut, die Kunstszene habe sich vernetzt. Das klingt nach einer guten Umsetzung, auch für Hamburg?
Engelbrecht erinnert, dass es dafür kleine Budgets von der Stadt brauche, mit denen man dann viel machen könne. Die Aktion “Auf die Plätze” aus dem letzten Jahr, bei der die Plätze der drei Hauptkirchen zum Verweilen und Austauschen geladen hatten, habe vorgemacht, wie das geht.
Und dann ist da ja auch noch die „15- Minuten- Stadt,“ nach deren Konzept Paris in den nächsten Jahren umgestaltet werden soll. Einkauf, Arzt oder Kulturtreff - alles soll in einer Viertelstunde zu Fuß erreichbar sein. Für Hamburg würde das bedeuten, dass man die Quartierzentren stärkt und kleinere Straßen baut, die weniger Verkehr nach sich ziehen.
“Durch die Corona- Pandemie reagieren die Menschen wieder sensibler auf ihr lokales Umfeld. Der Wochenmarkt Harburg hat eine regelrechte Renaissance erlebt”, berichtete Melanie-Gitte Lansmann. Dass Quartiere der Innenstadt den Handel wegnehmen, glaubt sie nicht. “Nahversorgung könnte in den Quartieren stattfinden - und on top kommt, was man in der Innenstadt erleben will. Und was ist eigentlich mit den Wasserwegen? “Die würden doch ein enormes Potenzial bergen. Da müsse man gar keine neuen Strassen bauen”, plädiert sie für eine Nahverkehrs- Fähre rund um die Stadt. “Hamburg vom Wasser aus, das wär‘s“, stimmte Engelbrecht ein. „So könnte man Harburg und Hamburg auch verbinden!”
Der Abend zeigte, dass es genug leidenschaftliche Bürger- Stimmen gibt, die sich für ein neues Hamburg einsetzen wollen. Jetzt braucht es nur noch kurze Dienstwege und ebenso visionäre und mutige Unterstützer in der Stadtverwaltung. (Franziska Herrmann)
Liebe Mitglieder des Kulturforums,
das Jahr 2021 hat seine ersten drei Wochen hinter sich, ist aber immer noch jung genug für einen herzlichen Gruß! Ich danke Ihnen allen dafür, dass Sie uns trotz der Absagen und Enttäuschungen, die die Pandemie dem Kulturbetrieb bescherte, treu geblieben sind. Wir haben reichlich Pläne für die kommenden Monate; bisher freilich bremst Corona noch immer unseren Tatendrang. Natürlich überlegen wir, mit welchen digitalen Formaten wir Ihre Neugier wecken können. Konkretes erfahren Sie in absehbarer Zeit.
Immerhin haben wir mit der Stellungnahme des Kulturforum-Vorstands zur Neugestaltung des Bornplatzes und der Kritik an den Plänen für den historisierenden Wiederaufbau der Synagoge lebhafte Resonanz gefunden. Hamburger Medien haben darüber berichtet und tun das auch weiterhin. Wir treten für eine breite, offene Debatte über das Thema ein und fragen nach einer zeitgemäßen, ja zukunftsweisenden Lösung – was liegt näher, als Sie, unsere Mitglieder, zur Teilnahme an diesem Diskurs zu ermuntern?
Einige Reaktionen auf unsere Erklärung liefen darauf hinaus, dass wir uns bitteschön zurückhalten sollten; die Entscheidung liege allein bei der jüdischen Gemeinde. Pardon – diese Auffassung teilen wir nicht! Es soll ja darum gehen, jüdisches Leben in Hamburg sichtbarer zu machen und ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen. In diesen Meinungsbildungsprozess müssen jedoch sowohl jüdische wie auch nichtjüdische Interessierte aus der Hamburger Stadtgesellschaft einbezogen werden! Im Übrigen gibt es auch unter jüdischen Sachkundigen viele, die Bedenken gegen die originalgetreue Rekonstruktion der Synagoge haben. Einen Impuls lieferte uns jetzt Ruben Herzberg,ehemaliger Leiter der Klosterschule und früherer Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Daraus einige Zitate:
„Der plakative Slogan ‚Nein zu Antisemitismus – Ja zur Bornplatzsynagoge‘ darf nicht dazu führen, eine Debatte um die konkrete Form der Realisierung dadurch zu behindern, dass jeder Vorschlag, der einen originalgetreuen Wiederaufbau der alten Bornplatzsynagoge mit Alternativen versieht, als antisemitisch abgestempelt wird. Aber bei aller Debattierfreude der an jüdischen und städtebaulichen Fragen interessierten Teile der Stadtgesellschaft sollte letztlich entscheidend sein, welche Bedürfnisse und Vorstellungen die heutigen Hamburger Jüdinnen und Juden haben, deren Vorgänger, bevor sie ermordet wurden, vor acht Jahrzehnten die alte Bornplatzsynagoge nach ihrer Schändung in der Pogromnacht auf eigene Kosten abreißen lassen mussten. Ich selbst habe nie die Idee eines originalgetreuen Wiederaufbaus vertreten…Einen Bau in der neoromanischen Architektur des wilhelminischen Kaiserreiches erneut entstehen zu lassen, als hätte es die Pogromnacht und die Shoa nicht gegeben, halte ich für verfehlt°. Herzberg geht jedoch davon aus, dass es möglich sein müsste, „dem neu entstandenen jüdischen Leben in Hamburg an seinem alten Ort ein neues Zuhause zu bauen.“
Was meinen Sie, liebe Mitglieder des Kulturforums? Ich freue mich über Ihre Kommentare, gern per E-Mail an meine Adresse: sonntagwolgast@gmail.com
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Cornelie Sontag-Wolgast
Vorsitzende des Kulturforums Hamburg