Wir laden ein zum Treffen am Joseph-Carlebach-Platz

Exklusive Führung für Mitglieder des Kulturforums Hamburg

Montag, 30. Oktober 2023, um 14 Uhr

 

Seit die Neubebauung auf dem Platz der ehemaligen Bornplatz-Synagoge beschlossene Sache ist, verfolgen viele Menschen mit regem Interesse, was sich am Standort im Grindel-Viertel tut. Zurzeit sind es die archäologischen Ausgrabungen, die bemerkenswerte Überreste des Gebäudes aus dem Untergrund zutage fördern. Die Arbeiten laufen noch bis zum Jahresende. Aber in diesen Wochen sind sie in einem „besonders spannenden“ Stadium, wie Landesarchäologe Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss sagt.

Wir haben uns deshalb kurzfristig entschlossen, unseren Mitgliedern exklusiv eine Führung zum Ort des Geschehens anzubieten. Mit Informationen aus erster Hand! 

 

Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums Hamburg und stellvertretender Vorsitzender des Kulturforums, berichtet über die archäologischen Funde und Erkenntnisse am Standort der einstigen Bornplatz-Synagoge.

Fotos Thomas Kraupe und Cornelie Sonntag-Wolgast: Begrüßung durch Dr. Rainer-Maria Weiss und Cornelie Sonntag-Wolgast / Dr. Rainer-Maria Weiss in einer Grabungsstelle / Plan der Synagoge / Bornplatz Kleine Funde... / Teilnehmer*innen der Bornplatzführung

 

„Die archäologischen Grabungen am Joseph-Carlebach-Platz haben jetzt ein besonderes spannendes Stadium erreicht“, erzählte Prof. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Archäologischen Museums. Gut zwanzig interessierte Kulturforums-Mitglieder – und einige neugierige Kinder, die sich dazu gesellten – hörten an dem sonnigen Oktobernachmittag konzentriert zu, was der Landesarchäologe über die Erkenntnisse zu berichten hatte. Noch bis zum Jahresende wird an einigen Schnitten gearbeitet. Von den vier Ausgrabungsstellen ist bereits eine wieder zugeschüttet. Die Forschung erfolgt nach der Devise: „Möglichst viele Erkenntnisse bei möglichst geringen Eingriffen in den Boden“. Auch das Bodenmosaik der Künstlerin Margrit Kahl aus dem Jahr 1988 bleibt erhalten.

Was zutage befördert worden ist, gibt Einblicke in das Wirken und religiöse Tun in der Synagoge bis zu ihrem Brand in der Reichspogromnacht 1938 und der anschließenden endgültigen Zerstörung – von Splittern der ehemaligen Glasfenster über eine eisenbeschlagene Holztür mit der noch erhaltenen Klinke bis zum Kachelboden der einstigen Küche. Die archäologischen Erkenntnisse sollen einfließen in die Entwürfe, die Architekten im Rahmen des nun beginnenden Wettbewerbs liefern. Ein herzliches Dankeschön an Prof. Weiss, unseren stellvertretenden Kulturforums-Vorsitzenden, für die sachkundige und lockere Stunde mit geballten Informationen!

Das Kulturforum erklärt aus aktuellem Anlass, nämlich der Krise in Nahost, ausgelöst durch den brutalen Angriff der Hamas am 7. Oktober auf Israel: Es ist unerträglich, dass jüdische Menschen Angst haben müssen vor antisemitischen und anti-israelischen Bedrohungen. Dass sie zögern, ihre Kinder in die Schule oder die Kita zu schicken. Dass sie selbst nicht wagen, sich als Jüdinnen und Juden erkenntlich zu machen. Gerade am Standort der zerstörten Synagoge, im Grindelviertel, wo jüdisches Leben sich allmählich wieder entwickelt, in unmittelbarer Nachbarschaft der Talmud-Tora-Schule! Es wäre wünschenswert, wenn kulturelle Einrichtungen und Kulturschaffende sich zu dem Thema vernehmlicher äußern.

(Cornelie Sonntag-Wolgast)