Kultur- und Medienstadt Hamburg – was tut sich in den kommenden Jahren?

Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien, steht Rede und Antwort

am 23. Juni 2025 um 19 Uhr in der Freien Akademie der Künste, Klosterwall 23, 20095 Hamburg

 

Moderation: Maike Schiller (Leiterin des Kulturressorts beim Hamburger Abendblatt)

 

„Die Freiheit einer Gesellschaft bemisst sich am Umgang mit ihren Künsten“, so steht es im Koalitionsvertrag, auf den sich SPD und Grüne in Hamburg verständigt haben. Und weiter: „Kunst inspiriert, irritiert und eröffnet neue Perspektiven auf Gegenwart und Zukunft“. Wohl wahr – aber keineswegs selbstverständlich in einer Zeit, in der autoritäre Regierungen auch die Freiheit der Künste und der Wissenschaft angreifen!

Wir möchten gern wissen, welche Schwerpunkte Senat und Landesparlament in der jetzt angebrochenen Legislaturperiode setzen. Wie sollen Vielfalt und Lebendigkeit gesichert und gesteigert werden, Kinder und Jugendliche angesprochen, die Museumslandschaft weiterentwickelt, Projekte wie die „neue Staatsoper“ und das „Haus der digitalen Welt“ vorangetrieben, kulturelles Leben in den Stadtteilen gefördert werden?

 

Fotos Renate Kammer: Publikumsdiskussion / C. Brosda mit Moderatorin M. Schiller

 

 

Ein munterer, informativer Abend im vollbesetzten Saal der Freien Akademie der Künste! Moderatorin Maike Schiller stellte gleich zum Auftakt Fragen zu den Themen und Personalien, die derzeit die kulturell Interessierten in der Stadt besonders bewegen: die Debatte um den inzwischen gekündigten neuen Ballett-Chef Volpi, Planungsüberlegungen um das neue Opernhaus am Baakenhöft und die Zukunft des bisherigen Opernhauses an der Dammtorstraße, das „Haus der digitalen Welt“, das Hafenmuseum. Carsten Brosda zu den Turbulenzen um das Ballett: Er bedaure, dass es nicht gelungen sei, eine Basis für das eigentlich richtige Konzept zu realisieren, nämlich: das Erbe Neumeiers zu wahren und zugleich neue Perspektiven zu entwickeln. Viel mehr über die künftige Ballett-Intendanz will er nicht sagen. „Erstmal durchatmen, sich nicht unter falschen Zeitdruck setzen lassen.“ Er räumt ein, dass es in seiner bisherigen Amtszeit „eine der schwierigsten Situationen“ gewesen sei. Für alle Beteiligten sei jedoch der Abschied von Volpi die beste Lösung.

 

Für das Hafenmuseum hätte er sich ein rascheres Tempo bei der Entscheidungsfindung gewünscht. Zugleich stellt er aber auch erfreut fest, dass Kulturschaffende allgemein gern nach Hamburg kommen; umso wichtiger, ihnen hier gute Arbeitsmöglichkeiten anzubieten. Insgesamt tut sich was in der Hamburger Kulturszene. Die Veränderungen in mehreren Hamburger Museen begrüßt er: „Die Ausstellungskonzeptionen sind ein bisschen in die Jahre gekommen.“ Er freut sich über neue Ansätze.

 

Und das Konzept „neue Oper“, sprich: das „Kühne-Projekt“? Die Kritik der Architektenkammer, der zufolge das Thema nur im engsten Kreis diskutiert werde, weist Brosda zurück. Sein Kurs: Vermeiden, dass jahrelang kein Opernbetrieb stattfinden könnte. Planen parallel zum Bauen hält er für „keine gute Idee“. Die Lehren aus der Entstehungsgeschichte der Elbphilharmonie: „Man darf nicht zaghaft sein“. Und die künftige Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes an der Dammtorstraße für kulturelle Zwecke muss immer mit bedacht werden. Das neue Haus soll erreichbar sein, begehbar für viele Menschen. Angestrebt ist eine Einigung von Fachleuten im Zuge des bürgerschaftlichen Verfahrens, und natürlich: die öffentliche Diskussion kann schon jetzt stattfinden!

 

Das „Haus der digitalen Welt“ soll ein Ort sein, an dem sich „die Stadtgesellschaft immer wieder neue Wege der Kommunikation schafft.“

 

Zahlreiche Fragen und Kurzbeiträge aus dem Publikum schlossen sich der Podiumsrunde an. Da ging es natürlich um die angesprochenen Themen, aber auch etwa um den Bedarf an Ateliers und Proberäumen, Finanzierungsmöglichkeiten generell, die Erschließung oder auch nur Wahrung von Flächen, die kulturell genutzt werden.

 

Es konnte nicht ausbleiben, dass Maike Schiller  den Senator am Ende fragte, ob er nicht gern Kulturstaatsminister auf Bundesebene geworden wäre – so wie er ja auch schon am Start der Ampel-Koalition für dieses Amt im Gespräch war. Brosda gibt sich entspannt. Staatsminister unter einem Kanzler Merz, um dessen kulturpolitische Vorstellungen irgendwo in der Mitte, weit entfernt von „linken Erregungszyklen“? So etwas käme ihm nicht in den Sinn. Als Senator für Kultur und Medien könne er handeln. Lebhafter Applaus im Saal. (Cornelie Sonntag-Wolgast)