Parabel Führung und Gespräch 

Exklusive Mitgliederveranstaltung am 18. Juli 2025

 

Was für eine sinnvolle und überzeugende Umgestaltung der ehemaligen Nikodemuskirche an der Fuhlsbüttler Straße! „Parabel“ heißt sie nun – und sie bietet Hamburger Künstlern des 20. Und 21. Jahrhunderts endlich einen würdigen Ausstellungsraum. Der Name bezieht sich auf die Bögen des Kirchenschiffs (Foto). Maike Bruhns, Kunstsammlerin seit 40 Jahren, hat lange nach einem geeigneten Ort gesucht. Nun ist das neue Museum in Betrieb. Entstanden ist ein klarer, lichter Raum, der in seiner ganzen Größe – nicht nur im einstigen Kirchenschiff, sondern auch im Altarraum und auf der Empore - genutzt wird. „Dem Inferno entronnen“, ist der Titel der Ausstellung, die Ende Juni eröffnet wurde. Gezeigt werden Bilder aus den Jahren 1943 bis 1961, als mit dem Bau der Mauer die deutsche Teilung besiegelt wurde. Am Ende des 2. Weltkriegs waren 50 Prozent der Wohnungen zerstört. Die Bombennächte im Juli 1943, Entsetzen, Hunger, Elend, aber auch der Wille zum Wiederaufbau haben viele Künstler inspiriert. In den 50er Jahren wurden 60 Kirchen gebaut, darunter die 1958 geweihte Nikodemuskirche, die seit zweieinhalb Jahren nicht mehr als Gotteshaus genutzt wird.

 

Rund 20 Gäste waren der Einladung des Kulturforums zur Führung und einem anschließenden Gespräch gefolgt und erlebten Maike Bruhns‘ eindrucksvolle Erläuterungen zu den Bildern. Zu sehen sind Werke u.a. von Harald Duwe, Arnold Fiedler, Conrad Brockstedt, Paul Wunderlich, Karl Kluth, Herbert Spangenberg, Gretchen Wohlwill. Wie unterschiedlich die Künstler:innen das Inferno, das Leben in der zerstörten Stadt, die allmählich wachsende Zuversicht in die Wiederbelebung, die Auseinandersetzung mit der Nazi-Diktatur gestalteten! Das Thema hat viele Künstler:innen inspiriert. Der Maler Eduard Hopf, wohnhaft im Stadtteil Rotherbaum, ging in den Nächten der Bombardierung auf die Straße und zeichnete die Schreckensszenerie. Carlo Kriete malte 1944 das „brennende Hamburg“ mangels geeigneter Materialien auf einem ausrangierten Fensterrahmen (Foto). Harald Duwe zeugt die Trümmer, aus denen sich ein Mensch mit einem Schlitten auf den Weg nach vorn macht – „weniger pessimistisch als zukunftsweisend“, kommentiert Maike Bruhns. „Eine Bereicherung für Hamburg“, so der Kommentar einer Besucherin nach der Führung.

 

Eine intensive Begegnung mit der künstlerischen Auseinandersetzung mit der Hamburgischen Nachkriegsära! Die Ausstellung läuft noch bis zum 27. August. (Cornelie Sonntag-Wolgast)

Fotos: Parabel Ausstellungshalle / Maike Bruhns neben Duwe / Carlo Kriete - Brennendes Hamburg