Jahresmitgliederversammlung des Kulturforums am 8. November 2021
im Künstlerhaus Sootbörn
Dicht behängt sind die Wände des hell beleuchteten Ausstellungsraums im Künstlerhaus Sootbörn an diesem Novemberabend in Niendorf. Malereien, Zeichnungen und Skulpturen - von weniger bekannten, aber auch vertrauten Namen. An der hinteren Wand zwei stilistisch moderne Fotografien, die den Hamburger Hafen zeigen. Leicht verweht und analog festgehalten von der Fotografin Gisela Floto. Daneben, in schwarzen Farbtönen, die teilweise aufgerissenen Leinwände des 2010 verstorbenen Malers Klaus Kröger. Auf einem Sockel im Eingangsbereich liegt ein in zwei Hälften geteilter, massiver Stahlring. Die gewagte Konstruktion wirkt lose und stabil zugleich.
Morgen wird die Ausstellung abgebaut und zur Kunsthalle transportiert. Dort werden die Werke am 13.11.2021 in einer Benefizauktion versteigert. Über 200 Werke wurden gespendet. Der Erlös fließt in den Bau eines neuen Archivgebäudes. Einige der Arbeiten, wie der Stahlring des Hamburger Künstlers Jan Meyer-Rogge, sind Geschenke, viele kommen aus den verwalteten Nachlässen.
”Nach dem Tod eines Künstlers ist oft nicht geklärt, was nun mit der teils verstreut hinterlassenen Sammlung geschieht. Die Verwandten sind ratlos, es fehlt an Raum und Wissen für eine fachgerechte Lagerung. Auch finanzielle Möglichkeiten sind für den Verlust vieler Künstlernachlässe verantwortlich – dann kann das Forum für Künstlernachlässe helfen”, erklärt Stifter Thomas Sello. Mit einem kleinen Expertenteam wird das hinterbliebene Werk geprüft und darüber entschieden, ob man es aufnehmen kann. Die rund zwanzig Mitglieder der Veranstaltung des Kulturforums hören interessiert zu. “Und wie wird entschieden, wessen Nachlass verwaltet wird? - fragt Prof. Rainer- Maria Weiss. Thomas Sello: “Man schaut zum Beispiel nach der Künstlerausbildung, gewonnenen Wettbewerben und Preisen. Doch besonders wichtig ist uns auch, dass ein Nachlass noch so erhalten ist, dass die künstlerische Position repräsentativ wiedergegeben wird“.
Seit 2003 setzt sich der Verein für den Erhalt, die Dokumentation und die Ausstellung von Künstlernachlässen ein. Es geht auch darum, Leben und Werk eines Künstlers angemessen zu repräsentieren. Rund 80 Nachlässe mit über 15.00 Werken werden betreut. Doch das Forum ist mehr als nur das, “Künstlernachlässe sind auch ein schützenswertes Kulturgut”, so Dr. Gora Jain, Vorsitzende des Vereins. Doch nun sind die Archivierungs-Möglichkeiten im Künstlerhaus Sootbörn ausgeschöpft. Es braucht mehr Platz! Der moderne Neubau soll am liebsten bis 2023 stehen. “Wir können jederzeit loslegen”, so Thomas Sello. “Also kommen Sie gerne zur Veranstaltung am Samstag und bieten Sie mit.“
Wer keine Zeit hat, live mit dabei zu sein, und doch interessiert ist, kann hier virtuell durch die Ausstellung gehen: Man schaue sich den „Rundgang“ von Christian Peter Schlichte an! (Franziska Herrmann)
Thomas Sello bei seinem Vortrag vor Mitgliedern des Kulturforums, Foto: Gert Hinnerk Behlmer