"Frauen - Kultur - Management" 
am Mittwoch, 11. September 2024 um 19.30 Uhr
in der Kulturfabrik Kampnagel, Jarrestraße 20, 22303 Hamburg

 

Kulturelle Arbeit und Kreativität brauchen Förderung, Ideen und Unterstützung aus der Zivilgesellschaft – auch aus der Wirtschaft! Das Kulturforum Hamburg fragt: Welche Rolle spielen Frauen dabei? Welche weiblichen Führungskräfte zeigen dafür besonderes Interesse? Was treibt sie an? Setzen sie spezielle Akzente, wollen sie im künstlerischen Bereich vor allem Frauen fördern? Und wie sehen Leiterinnen von Kultur-Institutionen dieses Engagement?  Das Kulturforum lädt in Kooperation mit f.i.m. (Vereinigung für Frauen im Management e.V.) zur Diskussion.

Unsere Podiumsgäste:

Nataly Bombeck (Geschäftsführerin der Stiftung Elbphilharmonie)

Amelie Deuflhard (Intendantin und Geschäftsführerin von Kampnagel)

Prof. Manuela Rousseau (Hochschuldozentin und Autorin)

Dr. Isabella Vértes-Schütter (Intendantin des Ernst Deutsch Theaters und Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Moderation: Florian Zinnecker (DIE ZEIT Hamburg)

 

Fotos Sabine Wendler: Nataly Bombeck, Prof. Manuela Rousseau, Amelie Deuflhard, Dr. Isabella Vértes-Schütter, Moderator Florian Zinnecker , Podiumsgäste und Gastgeberinnen CornelieSonntag-Wolgast und Marion Lietke

 

Was beflügelt weibliche Führungskräfte zum kulturellen Engagement? Und wie agieren, was erleben Chefinnen kultureller Institutionen? Um das näher zu erkunden, hatte das Kulturforum in Kooperation mit f.i.m. (Vereinigung für Frauen im Management e.V.) eine Vierer-Runde aufs Podium geladen. Und was die Protagonistinnen dem gut vorbereiteten, engagierten Moderator Florian Zinnecker zu berichten hatten, hielt das Publikum im vollbesetzten Saal auf Kampnagel fast zwei Stunden lang in Atem.

 

Isabella Vértes-Schütter, Theaterchefin, Parlamentarierin und studierte Medizinerin, bekennt, dass sie bei jeder ihrer Aufgaben „alles und immer wieder“ erlebt: Fortschritt, Anerkennung, Diskriminierung, Sexismus. Sie will Frauen als Protagonistinnen sichtbar machen – in Führungspositionen ebenso wie im künstlerischen Bereich allgemein. Natürlich gibt es immer wieder Hemmnisse, auch im Theater-Alltag. „Etwa die Sorge von Schauspielerinnen, bei Schwangerschaft oder aus familiären Gründen bei Rollenbesetzungen übergangen zu werden“. Das gleichstellungspolitische Programm des Hamburger Senats sei „immens wichtig“. Dabei sei man bei der Besetzung von Leitungspositionen im Kulturbereich deutlich vorangekommen. „Als ich vor 30 Jahren als Intendantin begann, gab es gerade mal eine Theaterchefin – Gerda Gmelin - , heute ist die Lage deutlich besser. Dennoch stimmt es nicht, dass wir mit der Gleichstellung im Kulturbetrieb weiter sind als die Wirtschaft. Es gibt durchaus Nachholbedarf.“ – Das bestätigt Amelie Deuflhard, Hausherrin auf Kampnagel. Sie erinnert vor allem daran, dass Mitarbeiterinnen oft noch immer schlechter bezahlt würden als die männlichen Kollegen. Selbst in der Freien Szene komme das vor. „Das geht natürlich überhaupt nicht.“ Hat sie als Intendantin darauf ein wachsameres Auge als ein männlicher Chef? Ihre Antwort klingt vorsichtig: „Es ist wohl doch ein kleiner Unterschied, wenn Frauen einen Betrieb führen. Es bleibt aber herausfordernd.“

 

Manuela Rousseau, Hochschuldozentin und langjähriges Mitglied im Aufsichtsrat der Beiersdorf AG, stellt die positive Entwicklung der vergangenen Jahre in den Vordergrund. Die Ära fast ausschließlich männlich besetzter Gremien gehe zu Ende. Aus ihrer Erfahrung in der Wirtschaft hat sie gelernt: „Man muss Ja sagen, wenn Angebote kommen. Nein sagen kann man immer noch“. Ihr Fazit: „Ich bin für die Quote. Und: die unter meinen Geschlechtsgenossinnen verbreiteten Selbstzweifel bei der Übernahme von Führungsrollen sind ja manchmal gut, manchmal aber auch störend. Man muss sie bezwingen.“ Lebhafte Zustimmung von Nataly Bombeck, Geschäftsführerin der Stiftung Elbphilharmonie. „Solche Zweifel muss und kann man in sich beschwichtigen. Ich habe gelernt, mir Führungsaufgaben zuzutrauen – und wo ich Hilfe einfordern kann, wenn ich sie brauche.“ Beim Eintreiben von Geldspenden für das Konzerthaus hat sie es erwartungsgemäß vor allem mit Männern zu tun – aber der Elbphi als Unternehmen mangelt es nicht an Mitarbeiterinnen: „Gut, der Chef ist Christoph Lieben-Seutter, aber unterhalb der Intendanz ist es Pari.“ Das Elbphi-Team ist jung, es bewerben sich mehr Frauen als Männer.

 

Alle Podiumsteilnehmerinnen sind sich darüber einig: Führungswille und Durchsetzungskraft in kulturellen Institutionen sind in der jüngeren Frauengeneration deutlicher ausgeprägter als es früher der Fall war. Zweifel an der eigenen Begabung und Eignung – für Amelie Deuflhard „persönlich schon lange kein Thema mehr“ -  werden erfolgreich bekämpft. Auch mit Solidarität und mithilfe guter Netzwerke. Diese Aspekte spielten bei den Nachfragen und Kommentaren aus dem Publikum eine wichtige Rolle. Kurzum: eine Diskussionsrunde, die Mut macht. (Cornelie Sonntag-Wolgast)